Islam und Homosexualitaet:
الحمد لله - ich bin Muslim, und ich bin schwul!


Weitere Ergänzungen zu dem Thema Islam und Homosexualität

Einleitend zu der Frage, wie die Deutungen der Bibel in den hellenistisch-jüdischen Kreisen und der patristischen Theologie, namentlich auch durch Philon, einzuordnen sind, äußert sich Karlheinz Deschner in dem Buch: Abermals krähte der Hahn.

 Auf Seite 314 f. heißt es im Zusammenhang mit der Vorgehensweise der älteren Kirchenväter, dass sie, "was in Wirk­lichkeit aber gar nicht darin stand, erst durch meist haarsträubende Allegorese hineindeuten, womit frei­lich die jüdischen Hellenisten, namentlich Aristobulos und noch mehr Philon [von Alexandrien, 15/10 v. Chr.; - nach 40 n. Chr. ], den Christen vorangegangen waren", um auf diese Weise Vorstellungen der Stoiker und anderer in biblische Geschichten hineinzulesen.“

Ein paar Worte zur Strafbarkeit von Homosexualität:

Anders als im Qur'ân ausgesagt, wird von vielen Muslimen angenommen, dass Homosexualität verboten und zu bestrafen sei. 0bwohl diese Vorstellung lediglich auf die Akzeptanz des Sodom-Mythos durch die mawâlî zurückgeht, dessen Historizität und Teil gültiger religiöser Lehre nicht belegbar ist, weder im Alten Testament, noch durch Aussagen von Jesus in den 4 kanonischen Evangelien, noch auf Grund realer historischer Belege. Der Sodom-Mythos wurde erst im 1. - 7- Jahrhundert christlicher Zeitrechnung von den Kirchenvätern (der patristischen Theologie) zu monströsen Lügengeschichten geformt und ist bis heute sozusagen die "Bibel" muslimischer Gelehrter.

 Ganz in der Tradition der alten Kirchenväter wird in der Regel wird von Muslimen die Todesstrafe, d.h. Steinigung, gefordert und idealerweise auf die Weise,  Homosexuelle von einem erhöhten Ort hinabzustürzen, und wenn sie dann noch nicht tot sind, in zu steinigen.

Es gibt hierzu weder einen Vers im Qur'ân noch einen einzigen (im Wortsinn) authentischen ḥadîṯ, (ḥadîṯ ṣaḥîḥ – حديث صحيح), – nichts. Deshalb nehmen viele an, dass die Beschreibung in der Geschichte von Lot und seinem Volk und dessen Strafe doch die Vorlage für die Form dieser Strafe sein solle.

Wenn man sich die Geschichte anderer Völker im Qur'ân und deren Vernichtung ansieht, so wurde von muslimischen Gelehrten aus deren Fehlverhalten und ihrer Art der Strafe keine Anwendung für spätere Missetäter abgeleitet. Warum hat man sich bei dem, was man sich als Fehlverhalten von Lots Volk vorstellte, anders verhalten? (Eine mögliche Antwort: die "Vorlage" der Kirchenväter beeindruckte sie allzu sehr).

Es gibt im Qur'ân z.B. die Geschichte von ṣâliḥ bei den ṯâmûd (7:73-79) und die Geschichte von šuʿayb und den Bewohnern von madyân (7:85-93), die auf ähnliche Weise wie Lots Volk endeten.

Ein anderes Beispiel: Die Geschichte von Noah. Die Menschen, die nicht an seine Botschaft glaubten, wurden ertränkt (z.B.: 7:59-64). Haben Muslime für deren Vergehen die Strafe des Ertränkens abgeleitet?

Auf ähnliche Weise kam der Pharao mit seinen Leuten ums Leben (2:50).

Ein ganz wichtiger Grund ist, dass die frühen Muslime und ihre Qur'ân-Kommentatoren die durch die christlichen sogenannten Kirchenväter ausgeschmückten Phantastereien als wahre Aussagen akzeptierten, offensichtlich ohne sie akribisch zu prüfen. Der Grund hierfür war, dass sie zu den mawâlî gehörten, Muslime, die zuvor Christen und Juden waren und ihre alten Überzeugungen weiter pflegten.

Und woher kam die Idee, die Verurteilten von einem erhöhten Ort herabzustürzen, und wenn er dann noch nicht tot ist, in zu steinigen“?

Dazu liefert Reclams Bibellexikon einen unübersehbaren Hinweis: Unter dem Stichwort „Steinigung“ heißt es auf S.472:
„Steinigung, die in Israel häufigste, sakrale Hinrichtungsart. Wieweit das in der Mischna [die Mischna, die erste schriftliche Fassung der mündlichen jüdischen Lehre, wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. von Rabbi Jehuda ha-Nasi redigiert] beschriebene Verfahren der S. [= Steinigung] – man stürzte den Verurteilten von einer Mauer oder einem Felsen herab und ließ, wenn er nicht auf der Stelle tot war oder im Sterben lag, schwere Steine auf ihn niederfallen – schon in altest. Zeit angewandt wurde, ist nicht bekannt. […].“
Sie sollte bei Gotteslästerung, Sabbatschändung. Wahrsagerei, Übertretung eines Tabu-Gebotes, Ehebruch und Ungehorsam gegenüber den Eltern angeordnet werden.

Die frühen Neu-Muslime fügten als „gelehrige Schüler“ Homosexualität hinzu und übernahmen sie. Mit anderen Worten, die patristische Theologie, d.h. die Kirchenväter, und einige jüdische Gelehrte waren Lehrer für muslimisches Denken, nicht der arabische Text des Qur'âns. Nun, ja.


Internet-Adressen mit weiteren Informationen und Bücher zu dem Thema:
https://www.islam-und-homosexualitaet.de/Erfahrungen/